Der Traum vom ewigen Leben by Frankfurter Allgemeine Archiv

Der Traum vom ewigen Leben by Frankfurter Allgemeine Archiv

Autor:Frankfurter Allgemeine Archiv
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlag
veröffentlicht: 2019-03-01T10:06:09+00:00


Liegt die Jugend im Blu t?

Mit Experimenten an Mäusen hat der Biologe Tony Wyss-Coray festgestellt, dass junges Blut die Gehirne alter Tiere wieder fit macht. Aber welche Faktoren sind dafür verantwortlich? Und lassen sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen?

Interview: Harald Staun

FRANKFURTER ALLGEMEINE QUARTERLY: Das Magazin 'Science' hat vor drei Jahren Ihre Forschungen als 'Breakthrough of the year' bezeichnet. Manche sagen, Sie hätten die Formel für das ewige Leben gefunden. Was haben Sie herausgefunden?

TONY WYSS-CORAY: Wir haben festgestellt, dass junges Mäuseblut Faktoren enthält, die das Gehirn alter Mäuse besser funktionieren lassen. Die Effekte sind auf molekularer, zellulärer und – das Wichtigste – auch auf kognitiver Ebene messbar. Die alten Tiere könnten daher tatsächlich als 'verjüngt' bezeichnet werden.

FAQ: Wie machte sich das in Ihren Tests bemerkbar?

WYSS-CORAY: Wir haben Mäuse trainiert, ein bestimmtes Loch auf einer Platte mit mehreren Löchern zu finden. Über der Platte ist helles Licht, das mag die Maus nicht, sie will da weg. Bei allen Löchern fällt die Maus auf den Boden, außer bei einem, da kann sie in ein Rohr gehen, wo es dunkel ist, dort ist sie beschützt. Die Mäuse werden vier Tage lang trainiert, es gibt visuelle Hinweise, an denen sie das richtige Loch erkennen können. Die jungen Tiere lernen das relativ schnell. Die alten Mäuse können sich nicht erinnern, wo das Fluchtloch ist. Aber eine alte Maus, die mit jungem Blut behandelt wurde, verhält sich ganz anders. Die kann sich viel besser orientieren und geht dann tatsächlich zum richtigen Loch. Ich vergleiche das oft mit einem Parkplatz, auf dem man sein Auto wiederfinden will. Wenn man jung ist, verbraucht man keine Energie, um sich zu erinnern. Das Gehirn legt spezielle kognitive Karten an. Man braucht ein paar lokale Hinweise, wie eine Straßenlaterne, die werden dann abgerufen, und man weiß, wohin man gehen muss. Aber wenn man älter wird, 50, 60, beginnen die Probleme mit diesen Aufgaben. Bei Alzheimer-Patienten ist das eines der Hauptprobleme, schon die Orientierung in ihrer Wohnung fällt ihnen schwer.

FAQ: Woher wissen Sie so genau, dass das junge Blut für diese Effekte verantwortlich ist?

WYSS-CORAY: Wir haben für die Tests ein Modell verwendet, bei dem man zwei Mäuse zusammennäht: Parabiose. Das ist ein sehr altes Modell, über 100 Jahre alt. Man hat es für die Transplantationsforschung gebraucht. Vor ein paar Jahren hat es mein Labornachbar Thomas Rando wieder entdeckt, um Stammzellen im Muskel zu studieren. Mit dem Parabiose-Modell konnte er zeigen, dass die Stammzelle im Muskel der alten Maus durch junges Blut verjüngt werden kann. Wir haben das Modell dann übernommen, um zu untersuchen, ob das junge Blut einen Effekt auf das alte Gehirn hat und nicht nur ein Korrelat darstellt. Und es hat sich tatsächlich herausgestellt, dass man das Gehirn verjüngen kann. Gleichzeitig hat die junge Maus ein beschleunigtes Altern gezeigt.

FAQ: Versuche mit Parabiose waren bis in die siebziger Jahre nicht ungewöhnlich. Dann sind sie völlig aus der Mode gekommen. Woran lag das?

WYSS-CORAY: Damals war medizinische Forschung vor allem Physiologie. Man hat den ganzen Organismus angeschaut, hat die Hormone charakterisiert und so weiter.



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